365 Tage im Amt

Bürgermeisterin Dijana Opitz im Gespräch

Am 1. Juni war Dijana Opitz ein Jahr als Bürgermeisterin im Amt der Gemeinde Sasbach. Grund genug, einen den Blick nicht nur zurück, sondern ebenso auf die aktuellen Geschehnisse in der Gemeinde und auf die künftigen Themen zu richten. Das Gespräch führte Christina Nickweiler.

Christina Nickweiler: Frau Opitz, Sie sind mit dem Anspruch angetreten, stets im Dialog mit den Bürgern zu bleiben. Inwieweit findet der persönliche Dialog zwischen Ihnen und den Bürgern statt?

Dijana Opitz: Bei mir gibt es keine festen Sprechstunden. Jeder, der ein Gespräch mit mir sucht, bekommt zeitnah einen Termin. Viele Anfragen sind aktueller Natur: Wenn Grünschnittarbeiten zu erledigen sind, Baustellen vor Ort eingerichtet werden oder ähnliches.

CN: Wie reagieren Sie in heiklen Situationen, wenn beispielsweise ein Bürger wutentbrannt ins Rathaus kommt?

Opitz: Bewährt hat sich, dass man zuhört, sich auf die Menschen einlässt, sie beruhigt, aber ihnen nicht über den Mund fährt. Für mich ist wichtig, dass der Knoten nicht noch weiter zugezogen wird, sondern eher gelöst wird, das versuche ich im Dialog. Die Methode hat schon oft geholfen.

CN: Gibt es Vorkommnisse in Ihrem Arbeitstag, die Ihnen nahegegangen sind und die Sie mit nach Hause genommen haben?

Opitz: Grundsätzlich ist es so, dass ich sehr viel aus dem Rathaus mit nach Hause nehme, weil für mich ist das kein Beruf, den ich von neun bis 17 Uhr ausübe. Mir macht meine Arbeit Freude, ich tue sie rund um die Uhr. Zuhause findet oft die strategische Arbeit statt, weil ich da in Ruhe denken kann. Im Rathaus habe ich dazu oft wenig Zeit, denn da findet das tägliche Geschäft statt. Jeder Tag ist dabei anders, was auch den Reiz des Jobs ausmacht.

CN: Wie sieht denn das tägliche Geschäft einer Bürgermeisterin aus?

Opitz: Neben vielen Terminen, Besuchen oder Abstimmungsgesprächen mit anderen Kommunen oder Geschäftspartnern sind es Dinge, die von Bürgern angefragt werden. Eigentlich spielt sich das ganze Leben im Rathaus ab. Es fängt an mit der Geburt und es hört auf mit dem Tod, und alles was dazwischen an Emotionen hochkommt, das wird im Rathaus von meinen Mitarbeitern und von mir bearbeitet.

CN: Apropos Mitarbeiter, es gibt Stimmen, die behaupten, dass die Frau Opitz alle Männer aus dem Rathaus vergraulen würde – stimmt das?

Opitz: Das ist natürlich Unsinn, Frau Opitz vergrault keine Männer. Bei mir zählt nicht das Geschlecht, sondern die Leistung, die Motivation, das Miteinander im Team, das Sich-Einbringen-Wollen - das zählt für mich, und das ist völlig unabhängig von Geschlecht, Alter, Hautfarbe. Es geht darum, wie wir das Beste für Sasbach erreichen. Es muss nicht immer alles harmonisch sein, aber der Umgang mit und unter den Mitarbeitern muss vertrauensvoll, wertschätzend und kollegial sein. Alle kommen wieder gerne zur Arbeit, das ist das, was mir zurückgemeldet wird.

CN: Sie geben da gerade das Stichwort harmonisch vor. Inwiefern ist die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat harmonisch?

Opitz: Die Zusammenarbeit mit dem Gremium war zu Beginn meiner Amtszeit mit Unbekannten verbunden. Das war teilweise schwierig. Man musste sich zusammenfinden. Es geht in den Sitzungen hoch her und es ist kein Kuschelkurs. Ich finde, als Gemeinderat muss man danach handeln, was wichtig und das Beste für die Gemeinde, für das Gemeinwohl ist. Da geht es nicht um persönliche Befindlichkeiten eines Einzelnen. Es muss zwischen Gremium und Verwaltung schon ein Konsens sein, im Sinne von „wir wollen vorwärts kommen.

CN: Was sind denn Themen, die die Gemeinde vorwärtsbringen?

Opitz: Als Beispiel fällt mir die bisherige ungünstige Situation des Bauhofes ein. Schon während meines Wahlkampfes von Haustür zu Haustür, war der Bauhof oft Thema. Keiner hat verstanden, warum der Bauhof in die letzte Ecke im Industriegebiet Sasbach-West platziert worden ist. Als ich im Amt war, gehörte der Bauhof zu den ersten Themen, die wir intensiv besprochen haben. Der Gemeinderat hat letztendlich der Verwaltung den Auftrag erteilt, Verhandlungen für einen Mietvertrag einer Halle im Gewerbegebiet Mättich zu führen. Das hat sich als Glücksgriff für die Gemeinde herausgestellt. Wir konnten mit guten Konditionen einen langfristen Mietvertrag schließen und somit gute Arbeitsbedingungen für unsere Bauhofmitarbeiter schaffen. In den nächsten Wochen ist der Umzug geplant. So kommt eine Gemeinde voran, wenn Gemeinderat und Verwaltung zusammenarbeiten.

CN: Was sind denn Themen, die die Gemeinde vorwärtsbringen?

Opitz: Als Beispiel fällt mir die bisherige ungünstige Situation des Bauhofes ein. Schon während meines Wahlkampfes von Haustür zu Haustür, war der Bauhof oft Thema. Keiner hat verstanden, warum der Bauhof in die letzte Ecke im Industriegebiet Sasbach-West platziert worden ist. Als ich im Amt war, gehörte der Bauhof zu den ersten Themen, die wir intensiv besprochen haben. Der Gemeinderat hat letztendlich der Verwaltung den Auftrag erteilt, Verhandlungen für einen Mietvertrag einer Halle im Gewerbegebiet Mättich zu führen. Das hat sich als Glücksgriff für die Gemeinde herausgestellt. Wir konnten mit guten Konditionen einen langfristen Mietvertrag schließen und somit gute Arbeitsbedingungen für unsere Bauhofmitarbeiter schaffen. In den nächsten Wochen ist der Umzug geplant. So kommt eine Gemeinde voran, wenn Gemeinderat und Verwaltung zusammenarbeiten.

CN: Welche Themen treiben die Menschen in Sasbach um?

Opitz: Da gibt es die Nordtangente, die für uns eine Südtangente ist. Die meisten Ängste der Bürger sind Fragen des Lärmschutzes, denn diese Menschen wohnen relativ nah dran und werden nicht mehr die grüne Wiese vor der Tür haben, sondern eine zweispurige Straße mit Fahrradstraße und Fußweg. Das ist schon ein Einschnitt vor der eigenen Haustür, das darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen und auch nicht einfach wegwischen.</justify>

CN: Wie vermitteln Sie bei diesem emotionalen Thema?

Opitz: Im Dialog sachlich argumentieren und die beste Möglichkeit des Machbaren ausloten. Bei einer Anhörung mit den Bürgern, Experten und Behörden, war es der Wunsch der Bürger, auf der Tangente eine Geschwindigkeitsbegrenzung zu bekommen. Es soll auch in Richtung Waldfeldsiedlung eine Art Sichtschutz in Form einer begrünten Aufschüttung gebaut werden, der eine optische Abgrenzung zur Straße sein soll und auch einen Mehrwert für die Natur hat. Mit dem neuen Kreisel an der Einfahrt zum Industriegebiet wird ein Anschluss an den Autobahnzubringer geschaffen. Das entlastet das bisherige Nadelöhr zur B3 und steigert die Attraktivität unseres Industriegebietes.

CN: Welche Themen sind für die Gemeinde Sasbach Zukunftsthemen?

Opitz: In den höheren Lagen von Obersasbach werden Hausanschlüsse mit Quellwasser gespeist. In der Vergangenheit, aber auch künftig - sobald ein paar trockene Sommer kommen - haben wir ein Problem. Wir müssen für die Zukunft neu planen und uns neu aufstellen. Die Gesamtmaßnahme kostet rund 3,6 Millionen Euro und daher überlegen wir uns gerade, wie wir das mit einer Förderung vom Land umsetzen können. Die Haushalte im Höhengebiet sollten bei uns angeschlossen sein, weil das gehört zur Daseinsvorsorge der Kommune. Dieses Thema ist bislang zwar bearbeitet, aber aufgrund der hohen Kosten nicht weiterverfolgt worden.

CN: Sasbach versteht sich als Bildungsstandort, weil in der Gemeinde jeder Bildungsabschluss erreicht werden kann. Wie sehr sind Sie von dem Bildungspaket, das Anfang Mai von der Landesregierung verabschiedet worden ist, betroffen?

Opitz: Das ist tatsächlich ein Thema das uns umtreibt, obwohl die Mehrheit der Bevölkerung das vielleicht noch nicht so auf dem Schirm hat. Nach dem Willen der Landesregierung sollen Werkrealschulen nur noch in Verbünden oder Kooperationen bestehen, der Werkrealschul-Abschluss wird abgeschafft. Diese Diskussion trifft uns zu einem Zeitpunkt, bei dem wir Überlegungen erarbeiten, wie wir die Sophie-von-Harder-Schule mit einer Grundsanierung oder einem Neubau zukunftssicher aufstellen. Theoretisch wäre es möglich, aus unserer Werkrealschule eine Realschule zu machen, die Voraussetzungen dafür erfüllen wir großenteils.  Doch was passiert mit den Hauptschulen? Welche Prüfungen führt das Schulamt durch? Wie schnell soll alles umgesetzt werden? Der Gemeinderat und ich nehmen dieses Thema sehr ernst, ich telefoniere deshalb sehr viel gerade.

CN: Vergangenes Jahr haben Sie unter dem Motto „Urlaub mache ich später“ sich selbst ein Trainee-Programm verordnet und alle Mitarbeiter und ihre Arbeit in der Gemeinde kennengelernt. Was haben Sie für diesen Sommer geplant?

Opitz: Anfang August werde ich eine Zuhörertour in der Gemeinde unternehmen. Ich werde von Tür zu Tür gehen und die Bürger fragen, wo der Schuh drückt, was man in der Gemeinde verbessern kann und welche Themen ihnen auf dem Herzen liegen.

CN: Wenn es also in den Ferien bei den Sasbachern und Obersasbachern an der Haustür klingelt …

Opitz: …steht die Bürgermeisterin vor der Tür.

(Erstellt am 14. Juni 2024)