Das Sasbacher Unternehmer Netzwerk (SUN)
Das Sasbacher Unternehmer Netzwerk tauscht sich beim 2. Unternehmerfrühstück zu aktuellen Themen in den Räumen der Firma Böwe aus
Warum hinkt Deutschland bei der Digitalisierung hinterher? Warum lässt der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in vielen Geschäftsfeldern auf sich warten? Einen Zustandsbericht über deutsche Unternehmen, über deren zögerliche Haltung gegenüber dem Einsatz von KI und Ansätze, wie diese Ängstlichkeit vor KI überwunden werden kann, darüber sprach Emmanuel Beule, Wirtschaftspsychologe und Digitalisierungexperte der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südlicher Oberrhein beim Treffen des Sasbacher Unternehmernetzwerkes am vergangenen Dienstag.
Rund 50 Sasbacher Firmenchefs aus den unterschiedlichen Branchen waren der Einladung der Gemeinde gefolgt und trafen sich bei der Firma Böwe zum zweiten Unternehmerfrühstück. Sie nutzten im Anschluss an Beules Ausführungen die Gelegenheit, sich auszutauschen und den Betrieb zu besichtigen. Die Bedeutung des regelmäßigen Austauschs zwischen Kommunalpolitik, Rathausspitze und der in Sasbach beheimateten Gewerbebetriebe, unterstrich Bürgermeisterin Dijana Opitz (CDU) in ihren Grußworten. Die Wirtschaft vor Ort zu unterstützen passiere auf Basis persönlicher Begegnungen zwischen Verwaltung, Wirtschaft und Bürgerschaft. Dieses Zusammenwirken sei richtungsweisend für die Entwicklung des hiesigen Standortes, befand Opitz. Die Verwaltung könne zusammen mit dem Gemeinderat die Rahmenbedingungen für Unternehmen schaffen, die notwendig seien und „Sasbach für Ihre Mitarbeiter zu einem attraktiven Arbeits-, Wohn- und Lebensumfeld machen“, betonte sie. „Mir als Bürgermeisterin ist es wichtig, dass wir Ihnen, den Vertretern der Wirtschaft als hilfsbereiter Partner zur Seite stehen. Deswegen gestalten wir unsere Wirtschaftsförderung praxisnah“, sagte die Rathauschefin.
Mehrere Faktoren machte der Wirtschaftspsychologe der IHK für das digitale Vakuum verantwortlich. Zum einen konstatierte er basierend auf wissenschaftlichen Untersuchungen, einen kulturellen Unterschied im deutschsprachigen Raum gegenüber anderen Ländern, die beim Einsatz von KI weit fortgeschritten sind. Kulturell insofern, als dass vor rund einer halben Dekade verantwortliche Manager von Unternehmen das Gestalten von KI der operativen, sprich der Arbeitsebene überlassen habe. Aus dem mangelnden Vermögen der operativen Ebene, den Blick für die Gesamtzusammenhänge eines Unternehmens zu besitzen, hätte diese laut Beule dafür gesorgt, dass KI nicht funktioniert hätte. Beule empfahl Geschäftsmodelle zu überdenken und Unternehmensorganisationen samt Führungen umzubauen. „Die Situation scheint die Deutschen zu überfordern“, meinte Beule.
„Wir digitalisieren Dinge, die oft nichts mit dem Unternehmenszweck zu tun haben. Menschen glauben, dass sie digitalisiert sind, nur weil sie mit Chat-GPT spielen“, sagte der IHK-Referent. Als Beispiel nannte er die Flugbranche, die bei Bordcomputern aus Gründen der Sicherheit auf KI setze. Bei seinem Vortrag zeigte er kurze Sequenzen von Computerhunden, so genannte „big dogs“, die Werkschutz durchführen oder auf Baustellen Baufortschritte erfassen. Die Wiederaufforstung auf dem Planeten würde via GPS-Satelliten und KI überprüft. Vor fünf Jahren habe er Förstern in Berlin von diesem Projekt aus dem afrikanischen Regenwald erzählt. „Wir haben in unseren Wäldern oft gar keinen Empfang. Das ist Deutschland“, sei die Antwort gewesen. Angst könne man nur haben, wenn man sich nicht mit KI beschäftige. „Mit Robotik kann man vieles vereinfachen“, sagte er.
Einen weiteren Aspekt führte der Wirtschaftspsychologe bei seinem kritischen Zustandsbericht an, die konfluierenden Vorstellungen der Generationen. „Während die junge Generation den Staat für ihre eigene Zukunft verantwortlich macht, ist die ältere Generation in dem Verständnis aufgewachsen, dass durch das Leistungsprinzip sie die eigene Zukunft selbst gestalten kann“, sagte der Referent.
Diese Einschätzung teilte ebenso Gastgeber Frank Ziermann, Geschäftsführer der Firma Böwe. Der Hersteller von Textilreinigungsmaschinen produziert in China und Vietnam. „Das ist der Grund, warum wir hier in Deutschland keine Leute mehr bekommen, deswegen müssen wir nach Asien ausweichen, obwohl wir das gar nicht wollen“, sagte er. Angesprochen auf den Standort Sasbach sagte Ziermann: „Natürlich wollen wir hierbleiben. Wir sind aus dem Schwarzwald, wir sind hier zuhause.“